In 1990 wurde die Einrichtung eines sog. „Haus für Kinder“ –heute „Kinderkrippe Kleine Strolche“– im Spatzennest eröffnet, die dem sich seinerzeit ergebenden Bedarf der Betreuung von Kindern allein Erziehender entgegen kam.

Das Lehrlingswohnheim „Konradhaus“ in KO-Ehrenbreitstein konnte schon einige Jahre nicht mehr alleine durch die Arbeit des SLW getragen werden, und so wurde z.B. Lehrlingen der Bundespost Wohnraum zur Verfügung gestellt. Ein umfangreicher Renovierungsbedarf unter besonderer Berücksichtigung der denkmalpflegerischer Auflagen hätten die finanziellen Möglichkeiten des Vereins überschritten. Es wurde daher 1995 an ein Künstler- und Theatermacherpaar verkauft.

Das 1990 in Kraft getretene neue „Kinder- und Jugendhilfegesetz“ (SGB XIII) fasste in Worte, wie sich staatliche Hilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Familien von nun an orientieren soll: nahe an der Lebenswelt der Menschen orientiert, sich als Dienstleister verstehend und vornehmlich basierend auf Freiwilligkeit und Teilhabe.

Konkret soll die Hilfe zu den Menschen kommen, woraus sich zwangsläufig entwickeln muss, dass ambulante Hilfen und teilstationäre Angebote die bisherige Heimerziehung ersetzen, ergänzen oder mit ihr kooperierend entwickelt werden.

1992 übernimmt Pater Damasus Pilarek die Aufgabe des Direktors sowie die Heimleitung in Arenberg; in Bensheim wird Klaus Schmitt Einrichtungsleiter bis 2010.

Das Kinderheim Arenberg erhält zugleich einen neuen Erziehungsleiter, Manfred Vogt, der 2002 zusätzlich die Aufgabe des Einrichtungsleiters übernimmt. Ihr vordringliches Anliegen war es, die inhaltliche Neuausrichtung zu gestalten.

Geht es zunächst „nur“ um die pädagogische Entwicklung, wird schnell deutlich, dass auch die finanzielle Basis verändert werden muss: Das Absinken der Mitgliederzahl (heute rd. 3.500) und der Rückgang der Wohltäter hat gesellschaftliche Hintergründe, gleichwohl sollte im Sozialstaat die Finanzierung der Hilfen aus öffentlicher Hand gesichert sein. Die Finanzierung der professionellen Sozialen Arbeit ist (eigentlich) aus der Bezahlung der Betreuungsleistung sicher zu stellen. Entsprechend wurden Entgelte angehoben.

Pädagogisch und im Sinne des o.g. Gesetzes wurde zunächst ein ambulanter Dienst eingerichtet, der betreutes Wohnen für Jugendliche und junge Erwachsene anbietet und später Sozialpädagogische Familienhilfe leistet. Weitere flexible Angebote entstehen im „Sonderdienst Flexible Betreuungen“ ab 1993.

Hinzu kamen sog. Tagesgruppen, wie es das seit 2010 von Peter Frenzel geleitete Katharinenstift Bensheim schon seit 1991 war. In Arenberg ersetzte 1997 die erste Gruppe dieser Art, das „Spatzennest“, eine vollstationäre Gruppe, die „Sternengruppe“ folgte 1999 als TG nach.

Daneben wurde 1998 im Josefshaus, in dem durch das Sinken der Gruppenstärke Platz frei war, eine eigenständige Notaufnahme- und Diagnosegruppe (DINO) eröffnet, einhergehend mit der Entstehung eines psychologischen Dienstes. Diese Inobhutnahmegruppe ist Ende 2013 in einen Neubau auf dem Gelände der KJh-Arenberg gezogen, da die alte, in 1968 erneut umgebaute ehemalige Villa erhebliche bauliche Mängel aufwies und das Angebot eine konzeptionelle Neuausrichtung erfahren sollte.

In Arenberg wurde die eigenständige Ökonomie 1996 endgültig geschlossen, das Gebäude wird u.a. als Kletterhalle für die pädagogische Arbeit weiter genutzt.

Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends blieben als Regelgruppen die Kometen- und die Sonnegruppe übrig, die sich zu spezialisierten Jungen- bzw. Mädchengruppen entwickelt hatten. Deren räumlichen Bedarfe wurden 2007 durch zwei neue Gruppenhäuser auf dem Heimgelände in Arenberg gedeckt. Sie wurden der Hl. Elisabeth und dem Hl. Franziskus geweiht.
In den weiteren Jahren kamen Tagesgruppen in Westerburg/Westerwald (2002) und in Nastätten/Taunus (2004) hinzu, die den Bedarfen der Menschen (Stichwort: Lebensweltorientierung) und der Jugendämter entgegen kamen.

Der Sonderdienst Flexible Betreuungen entwickelte als weiteren Schwerpunkt sozialpädagogische Familienhilfe, seit 2005 gibt es die „Passage“ als spezielles Wohnangebot für junge Menschen vor dem Wechsel ins „Betreute Wohnen“. Hier können auch junge Schwangere oder junge Mütter aufgenommen werden.

Die in 2009 eröffnete Traumaambulanz erhält Räumlichkeiten im Altbau des Antoniushauses.

Am 25. Mai 2010 wurden durch den damaligen Generalminister des Kapuzinerordens Mauro Jöhri die Rheinisch-Westfälische Ordensprovinz mit Provinzialat in Frankfurt am Main (bis 15. Juni 2007 im Kapuzinerkloster Koblenz-Ehrenbreitstein) und die Bayerische Ordensprovinz zu einer gemeinsamen Deutschen Kapuzinerprovinz mit Sitz in München vereinigt. Deren erster Provinzialminister und zugleich Präsident des SLW in Koblenz wurde Br. Christophorus Goedereis.

Im Dezember 2013 verstirbt P. Damasus Pilarek als mutmaßlich letzter Kapuziner, der vor Ort das Werk leitet. Kurz zuvor konnte er noch den Neubau der D.I.N.O.-Gruppe einweihen, in dem nun neben den Inobhutnahmen Jugendlicher eine zweite, kleinere Gruppe familienaktivierende Heimerziehung vorwiegend für die bis 12-jährigen Kinder und ihre Familien anbietet.

Die Entwicklung der Einrichtungen des Vereins, der aus Effizienzgründen 2001 seinen Sitz und Verwaltung ins Antoniushaus auf dem Arenberg verlegte, erscheint damit in einem zukunftsorientierten Licht, die Unterstützung durch Mitglieder und Wohltäter ist gleichwohl rückläufig; die baulichen Veränderungen erfolgen weiterhin, wie seit 1908, aus Eigenmitteln des Vereins, da staatliche Zuschüsse hierfür –anders als in anderen sozialen Bereichen- nicht gewährt werden. Um die letzten Veränderungen zu ermöglichen, wurde daher zum großen Teil auf Geld aus Veräußerungen früher erworbener und nun nicht mehr benötigter Grundstücke sowie auf Rücklagen zurück gegriffen.