Tagesgruppen

Weitere konzeptionelle Schwerpunkte dieser Hilfeart sind die Entwicklungsförderung der Jungen und Mädchen durch soziales Lernen in der Gruppe und individuelle schulische Unterstützung. Diese drei Grundpfeiler implizieren eine enge Kooperation der Fachkräfte der Tagesgruppe mit dem Elternhaus und der Schule unter Einbindung des die Hilfe gewährenden Jugendamtes.

Die Kinder und Jugendlichen werden in der Regel von ihren Schulen abgeholt und am späten Nachmittag wieder nach Haus gebracht. In der TG gibt es regelhaft gemeinsame Mahlzeiten, Hausaufgabenzeiten und verschiedentliche pädagogische Angebot für Teilgruppen oder die ganze Gruppe; einzelförderungen sind unter Beachtung der gruppendynamischen Prozesse umsetzbar.

Unser Selbstverständnis, Betreuungsangebote den Bedürfnissen der Schutzsuchenden und den Entwicklungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an anzupassen, führte im Jahr 1997 zu einer grundlegenden Ergänzung unserer Hilfeformen am Standort Koblenz. Die Entwicklungen der Tagesgruppenarbeit aufnehmend haben wir in Abstimmung mit den örtlich zuständigen Jugendämtern das heutige System von sozial-räumlich gelegenen und lebensweltlich orientierten Tagesgruppen aufgebaut und nach deren expliziter gesetzlicher Verankerung im 1990/1991 in Kraft getretenen SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) auch außerhalb des Standortes Koblenz im Westerwaldkreis und Rhein-Lahnkreis ausgeweitet. Im Katharinenstift Bensheim wurde das „Kinderheim“ bereits 1991 zur Tagesgruppe entwickelt.

Methodisch ergibt sich ein Zusammenspiel von Handlungsstrategien der Gruppenpädagogik mit pädagogisch-therapeutischen Individualleistungen, die unter einer systemischen Perspektive mit Elementen sozialräumlicher und lebensweltorientierter Kompetenzvermittlung und Befähigung einhergehen. Die Struktur- und Handlungsmaxime einer lebensweltlichen Hilfeausrichtung werden durch weitere haltungsbezogene Qualitätsmerkmale wie wertschätzender und respektvoller Umgang, Beteiligung und Kooperation, offene Kommunikation, verlässliches und transparentes Handeln sowie (selbst-)kritische Reflexivität ergänzt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt neben der Entwicklung des Kindes der lösungs- und ressourcenorientierten Zusammenarbeit mit den Eltern und weiteren wichtigen Bezugspersonen. Damit verbindet sich eine professionell gestaltete Parteilichkeit, die in regelmäßigen Elternkontakten/-gesprächen geknüpft und gestärkt werden soll und die gezielte Einbeziehung von Eltern in die Tagesgruppe beinhalten kann.

Die Deckung der Grundbedürfnisse nach Bindung, Kompetenz und Autonomie bei den Kindern wird durch Ermächtigungshilfen für die elterliche Präsenz und Vermittlung von Selbstwirksamkeitserfahrungen der Eltern angestrebt.

Jugendämter raten Eltern zu dieser Form der Hilfen zur Erziehung, wenn eine zeitweilige Hilfe angezeigt ist, der Verbleib in der Familie dem Grunde nach aber beibehalten werden kann.

Zu Beginn bildet das Angebot häufig eine Entlastung für die Erziehenden, negative Aufmerksamkeit kann zeitlich zurückgefahren werden, Problemlagen können angegangen werden. Gleichwohl bleiben entscheidende Teile der Verantwortung bei den Erziehungsberechtigten, weshalb eine gelingende Zusammenarbeit für den Erfolg der Hilfe unabdingbar ist.

Die Aufnahme in einer Tagesgruppe kann darüber hinaus Teil eines Schutzkonzeptes im Rahmen der Einschätzung zu Kindeswohlgefährdungen sein; dies wirkt sich auf die Parteilichkeit und die Rolle der Fachkräfte entsprechend aus.